Ich denke nicht, dass es jemanden gibt, der morgens aufgewacht ist und gesagt hat, jetzt will ich aber Freimaurer werden.

Bei mir war es ein langer Prozess an dessen Ende ich nie gedacht hätte, dass ich Freimaurer werden würde.

Es begann in meiner frühesten Kindheit, dass ich mit dem Thema "Freimaurer" in Verbindung gekommen bin. Im Arbeitszimmer meines Großvaters hing eine Replique des berühmten Goethe-Bildes. Mein Großvater war ein großer Goetheverehrer und es hieß dann immer in dem ein oder anderen Gespräch: "Man sagt, er (Goethe) war Freimaurer...". Ich weiß nicht ob sie es nicht besser wussten oder wissen wollten. Aber diese Formulierung vermittelte etwas Geheimnisvolles und Ehrfurchteinflößendes.

Im Laufe der Jahre kreuzte das Thema Freimaurerei immer mal wieder meinen Weg, vermutlich in einer Weise, wie es den meisten widerfährt, als Geheimbund und Geheimnisträgern in Dokumentationen und Spielfilmen, dort auch in Form von Symbolen als Antagonisten, wie in "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" bis hin zu den allseits bekannten "ausgewachsenen" Verschwörungstheorien.

Parallel dazu begleitete mich aber unbemerkt freimaurerisches Gedankengut und prägte mich nachhaltig. Mein Vater war als jugendlicher Mann ein Jahr mit der Austauschorganisation AFS in Amerika und brachte von dort Toleranz, Menschenliebe und Brüderlichkeit mit, als in Deutschland solche Erziehungskomponenten eher unüblich waren. Ich weiß bis heute nicht, ob er Freimaurer ist oder dort in Amerika prägende freimaurerische Kontakte hatte.

Da ich die Dinge gerne hinterfrage und ich inzwischen wusste, dass Goethe wirklich Freimaurer war, darüber hinaus auch Mozart, Lessing und auch der alte Fritz und viele mehr, Persönlichkeiten die alle durchweg eher positiv konnotiert sind, passte das für mich nicht mit den düsteren Bildern zusammen, die manche von der Freimaurerei zeichneten. Ich dachte mir, wenn so große, intelligente und schlicht großartige Persönlichkeiten Freimaurer waren, dann kann die Freimaurerei doch nicht so schlecht sein. Also entschloss ich mich herauszufinden was wirklich hinter der Freimaurerei steckt und befasste mich intensiv mit dem Thema.

Bei meiner Recherche stellte ich dann fest, dass die, ich nenne es mal Philosophie, das Gedankengut und die Zielsetzung der Freimaurer mir sehr bekannt vorkamen und ich mich mit dem wofür sie stehen wollen sehr gut identifizieren kann, ja mich fast zuhause fühle.

Es dauerte aber dennoch einige Zeit bis ich den Mut fand an die Pforte der Loge zu klopfen.