Eine Antwort auf die Frage nach dem Motiv, nach der Ursache für den Wunsch, in den Bund der Freimaurer aufgenommen zu werden, kann ich zwar nicht spielerisch mal so nebenbei aus dem Ärmel schütteln, aber eine solche Frage ist dafür auch weder neu, noch ist sie gar überraschend. So wurde mir als Suchender von der Loge Brüderlichkeit über mein Interesse an der Freimaurerei entgegengebracht, aber schon in den Vorgesprächen wurden auch Fragen nach dem Motiv für den eigenen Aufnahmewunsch gestellt.

Bei mir persönlich war es das Gefühl, dass es in der Entwicklung meiner Persönlichkeit ein Feld gibt, das noch offen ist, noch nicht besetzt ist, welches auf persönlichkeitserfüllend sein kann und zur eigenen Weiterentwicklung beitragen soll.

Um Beispiel für besetzte Felder anzuführen, so kann ich sagen, dass ich im Privatleben in eine feste und vertrauensvolle Partnerschaft eingebunden bin und auf politischem Gebiet eine Ausrichtung gefunden habe, die mich auch zu konkreter Partei- und Sacharbeit bringt – welche ich auch als gewinnbringend ansehe – die aber nicht meine Person als Ganzes ausfüllt. Auch der religiöse Bereich ist besetzt, doch verstehe ich meinen Glauben als eine Form der persönlichen Bindung an einen (christlichen) Gott. Von meinem Zugang her nähere ich mich dieser Beziehung als Einzelperson, und sie spielt in meinem alltäglichen Leben und Handeln auch eher eine untergeordnete Rolle (um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, sei vorsichtshalber hier deutlich gesagt, dass Freimaurerei keine Religion, kein Religionsersatz und keine Nebenkirche ist; sie kann dies gar nicht leisten, sie will es auch nicht sein und sie definiert sich auch nicht so). Schließlich habe ich auch Hobbys, gerade im Bereich des koi Haltung, doch betrachte ich solche eben auch (nur) als Hobbys, ohne sie mit allzu viel Bedeutung aufzuladen oder gar als Lebensinhalt zu betrachten.

So blieb die Suche nach einer Art geistigen Orientierung, nach einer Art Wertegemeinschaft, die im günstigsten Falle zu einer Art geistiger Heimat werden konnte. Ich suchte nach etwas, das mich von innen her ausfüllen kann und zu einem großen Teil meiner Selbstdefinition und Identitätsbildung beitragen kann. Ergänzend kam hinzu, dass ich in der der Freimaurerei meiner Neigung nachgehen kann, im weiteren Sinne philosophische Gespräche zu führen und dies auf einer offenen, gleichberechtigten Ebene. Auch die Organisation der Freimaurerei als Bruderbund kommt meinem Naturell entgegen, vieles in einer Gemeinschaft zu erfahren und zu erleben, in der ich mich eingebunden und aufgehoben fühle.

In diesem Sinne ist meine Suche zu Ende, denn ich habe ich der Freimaurerei etwas gefunden, was mich von innen herzunehmend ausfüllt, und darüber hinaus in der Loge eine Gemeinschaft, die ich nicht mehr missen möchte. Doch nach der Suche und der Auf-und Annahme zum Freimaurer bedeutet Freimaurer sein die Verpflichtung zur Arbeit an sich selbst, die einen sein ganzes Leben lang begleiten wird.